Rechtsextremismus und seine Folgen
Rechtsextremismus und seine Folgen
Die Folgen von rechtsextremen Vorurteilen und entsprechendem Verhalten sind äußerst vielfältig. Im schlimmsten Fall kommt es zu Gewalttaten gegenüber Migranten, Andersdenkenden oder anderen Personen, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion nicht in das Weltbild der Rechtsextremen passen.
Die alltägliche Gewalt gegen diese Menschen findet oft stillschweigend und ohne große Aufmerksamkeit statt. Es sind vor allem schwere Gewalttaten, die in den Blick der Öffentlichkeit gelangen; doch dabei bilden diese nur die Spitze eines Eisberges alltäglicher rechtsextremer Gewalt.
In der Ausstellung wird die Zahl der Todesopfer durch rechtsextreme Gewalt genannt, die das Bundeskriminalamt (BKA) als politisch motivierte Kriminalität – rechts eingestuft hat. Aus Sicht zivilgesellschaftlicher Träger tauchen in dieser Statistik jedoch nicht alle Menschen auf, deren Tod auf einen rassistisch motivierten Angriff zurückzuführen sei. Während "Tagesspiegel" und "ZEIT online" 153 Tötungsdelikte seit 1990 dokumentieren, führt die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung 184 Todesopfer seit 1990 an (Stan: 2014).
Die unterschiedlichen Zahlen rühren daher, dass die Bundesregierung nur solche Taten zu den politisch- motivierten Straf- und Gewalttaten zählt, bei denen eine politische Motivation für die konkrete Tat zu erkennen ist, während andere Quellen eine rechtsextreme Gesinnung des Täters als ausreichenden Beleg für die Kategorisierung ansehen oder nichtstaatliche Stellen, wie Opferberatungen, die Perspektiven der Betroffenen und der Opfer als ausschlaggebend betrachten.
Seit 2013 prüft eine „AG Fallanalyse“ des BKA als Konsequenz des Aufdeckens des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) alle von "Tagesspiegel" und "ZEIT online" veröffentlichten Fälle. Außerdem untersuchen das BKA und die Landeskriminalämter 745 weitere Fälle auf mögliche rechtsextreme Hintergründe. Noch liegen die Ergebnisse nicht vor.
Methoden
1. Vorbereitung des Ausstellungsbesuches/Einführung in das Thema
Wir nennen unter "Infos & Literatur" weiterführende Links zur Bearbeitung der Thematik vor und während des Ausstellungsbesuchs und empfehlen, diese Seiten vorab sorgfältig zu lesen, da sie verschiedene Navigationselemente und Menüs enthalten.
Zeitungscollage
Inhalt und Ziel der Methode: Die Schüler/innen recherchieren Fälle rechtsextremer Gewalt in ihrem Landkreis oder ihrer Stadt. Die Zeitungsausschnitte und Meldungen werden in einer Collage verarbeitet, und so wird den Schüler/innen der Umfang und die verschiedenen Dimensionen (Propagandadelikte, Beleidigungen, Sachschäden, Verletzungen, Gewalttaten ...) extrem rechter Gewalt bewusst.
"Extreme Dialogue: "Daniel Gallant""
Inhalt und Ziel der Methode: Der Film berichtet von den Auswirkungen die seine Radikalisierung auf einen Ex-Neonazi hat wodurch die Schüler lernen sollen Emphathie für Aussteiger zu Entwickeln. (Die Beschreibungen der Gewalttaten sind teilweise sehr graphisch, daher ist die Methode frühestens ab Klasse 9 zu empfehlen.) "Extreme Dialogue: "Daniel Gallant"
(siehe Portal „lehrer-online“ – einmalige, kostenlose Registrierung notwendig)
"Rechtterrorismus im deutschen Film – Arbeitsblätter zum Film "Aus dem Nichts""
Inhalt und Ziel der Methode:
Der Film "Aus dem Nichts" erzählt die Geschichte einer Hinterbliebenen deren Mann und Kind durch einen Anschlag des NSU umkommen. Die Schüler gewinnen Kenntnisse über den NSU und lernen Emphathie für die Opfer zu entwickeln. (Der Film hat eine Altersbeschränkung von USK 12 und JMK 14)
"Rechtterrorismus im deutschen Film – Arbeitsblätter zum Film "Aus dem Nichts""
2. Methodenvorschläge während des Ausstellungsbesuches Im Kontext eigener Erfahrungen und Wahrnehmungen
Anhand der Zitate aus der Beratungspraxis kann angeknüpft werden an eigenen Erfahrungen und Beobachtungen zu Folgen rassistischer oder menschenverachtender Gewalt. Was beobachten Jugendliche in ihrem Alltag? Was nehmen sie über Soziale Netzwerke wahr? Hier kann auch inhaltlich an das Rollup zu Rassismus angeknüpft werden.
3. Nachbereitung des Ausstellungsbesuches / Transferprojekte
„Rechtsmotivierte Gewalt – Auswirkungen auf die Opfer und gesellschaftliche Verantwortung“
Inhalt und Ziel der Methode: Das Modul besteht aus vier Teilen. Im ersten Teil bietet es Material zur Auseinandersetzung mit der Frage, was rechtsmotivierte Gewalt ist und wer die Opfer dieser Gewalttaten sind. Im zweiten Teil werden die Informationen zum quantitativen Ausmaß in Deutschland gegeben. Im dritten Schritt wird den Teilnehmern die Möglichkeit geboten, sich der konkreten Perspektive der Opfer anzunähern und die Möglichkeiten ihrer Unterstützung zu diskutieren. Abschließend wird die Frage der gesellschaftlichen Verantwortung im Umgang mit rechtsmotivierter Gewalt gestellt. Hinweis: Das vorgestellte Modul beansprucht relativ viel Zeit, und es sollte geprüft werden, ob nur mit einem Teil gearbeitet werden kann.
Quelle: John, Dominique (2008): Rechtsmotivierte Gewalt – Auswirkungen auf die Opfer und gesellschaftliche Verantwortung. Aus: Molthagen, Klärner, Korgel, Pauli, Ziegenhagen (Hrsg.): Lern-.und Arbeitsbuch Gegen Rechtsextremismus. Handeln für Demokratie. Ein Handbuch für die praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus in Schulen, Kommunen, in der Jugendarbeit und in der politischen Bildungsarbeit. Dietz Verlag, Bonn. Seite 368 - 380
Infos & Literatur
1. Literaturhinweise und Hintergrundinformationen
- beratungsNetzwerk hessen (Hrsg.): Nicht über, sondern mit den Betroffenen reden. Perspektiverweiterungen und Handlungsempfehlungen für die Beratungspraxis. Marburg, 2013.
- Hartmann, Jutta, ado e.V. (Hrsg.): Perspektiven Professioneller Opferhilfe: Theorie und Praxis eines interdisziplinären Handlungsfelds. Wiesbaden, 2010
- Jansen, Frank: Opfer rechtsextremistischer Gewalt. Eine Bilanz zur Schicksalsvergessenheit seit der Wiedervereinigung. In: Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.): Deutsche Zustände. Folge 10. Berlin 2012, S. 261- 274.
- John, Dominique (2008): Rechtsmotivierte Gewalt – Auswirkungen auf die Opfer und gesellschaftliche Verantwortung. Aus: Molthagen, Klärner, Korgel, Pauli, Ziegenhagen (Hrsg.): Lern- und Arbeitsbuch Gegen Rechtsextremismus. Handeln für Demokratie. Ein Handbuch für die praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus in Schulen, Kommunen, in der Jugendarbeit und in der politischen Bildungsarbeit. Dietz Verlag, Bonn. Seite 368 – 380
- Kopke, Christoph/Schultz, Gebhard (Hrsg.) (2015): Forschungsprojekt „Überprüfung umstrittener Altfälle Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Land Brandenburg seit 1990“.
- "response", Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt in Hessen, unterstützt Menschen, die von rechtsextremer, rassistischer, antisemitischer, antimuslimischer oder antiziganistischer Gewalt betroffen sind >> Info-Flyer
2. Quellen-Empfehlungen für die Recherche
- Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle: Die gemeinsame Chronik der Amadeu Antonio Stiftung und PRO ASYL dokumentiert Übergriffe auf und Demonstrationen gegen Geflüchtete und ihre Unterkünfte. Die Datengrundlage der Chronik sind öffentlich zugängliche Berichte in Zeitungsartikeln, Pressemitteilungen der Polizei sowie Meldungen lokaler und regionaler Register- und Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt >> https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/chronik-vorfaelle
- Statistiken der Sicherheitsbehörden zur „Politisch motivierten Kriminalität – rechts“. Zum Einstieg: http://www.bmi.bund.de/DE/Themen/Sicherheit/Kriminalitaetsbekaempfung/Politisch-motivierte-Kriminalitaet/politisch-motivierte-kriminalitaet_node.html
- Beratungsstellen für Opfer rechtsextremer, rassistischer und homophober Gewalt >> http://www.belltower.news/artikel/beratungsstellen-f%C3%BCr-opfer-rechtsextremer-rassistischer-und-homophober-gewalt-10523