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Wie Rechtsextreme das Internet nutzen

Wie Rechtsextreme das Internet nutzen

 

ZENTRALES KOMMUNIKATIONS- UND PROPAGANDAINSTRUMENT
Das Internet ist zum wichtigsten Kommunikationsweg und Werbeinstrument der rechten Szene geworden. Dort finden sich zahlreiche Seiten, die eine rechtsextreme Parallelwelt mit einfachen Lösungen propagieren, um das eigene menschenverachtende Weltbild zu verbreiten und Mitstreiter gegen unsere vielfältige, offene und tolerante Gesellschaft zu gewinnen.
In sozialen Netzwerken machen Rechtsextreme Stimmung gegen gesellschaftliche Minderheiten. Dazu erstellen sie beispielsweise Seiten, die sich als Nachrichtenkanäle tarnen, tatsächlich jedoch Rassismus, Hass und Hetze verbreiten. Viele Aktionen der rechten Szene werden inzwischen nur noch für die spätere Inszenierung in sozialen Netzwerken durchgeführt. Vor Ort wirken die Aktivitäten harmlos und sind schnell vorbei, im Netz aber werden anschließend dutzende Bilder gepostet und die Aktion medienwirksam aufgebauscht. So inszenieren sich rechtsextreme Gruppen größer und schlagkräftiger, als sie in Wahrheit sind.

NUTZUNG GÄNGIGER MEDIEN
Über Plattformen wie YouTube wird eine neue Anhängerschaft geworben, beispielsweise über rechte Musikvideos oder die Inszenierung von rechtsextremen Kampfsport-Events auf Instagram. In professionellen Videos präsentieren sich Neonazis als zeitgemäße Influencer und lassen menschenverachtende Ideologie normal aussehen. Rechte Influencer versuchen, sich in ihren Videos nahbar zu geben, indem sie beispielsweise über Alltagsprobleme reden und ihre ideologischen Standpunkte nur beiläufig einfließen lassen. Häufig verschieben Rechtsextreme durch vermeintlich humoristische Inhalte, die tatsächlich rassistische und abwertende Aussagen transportieren, gezielt die Grenze des „Sagbaren“ oder verbreiten in verschwörungstheoretischen Videos Antisemitismus und zerstören das Vertrauen in demokratische Institutionen und die Presse.

MOBILISIERUNG UND RADIKALISIERUNG ÜBER DAS NETZ
Im Internet geben sich rechtsextreme Szenegrößen zugänglich und ansprechbar und verführen damit oft unsichere, suchende und vor allem viele junge Menschen. In sozialen Netzwerken bewirbt die rechte Szene Veranstaltungen wie Demonstrationen oder ruft zur Beteiligung an Petitionen auf. Insbesondere Messengerdienste spielen bei der Mobilisierung zu Veranstaltungen eine zentrale Rolle. In Chatgruppen und geschlossenen Foren findet häufig eine Radikalisierung statt. Rechtsextreme tauschen sich untereinander aus, bestärken sich gegenseitig in ihrer Weltsicht und stacheln sich zu Aktivitäten an.

SHITSTORMS UND STRAFTATSVORBEREITUNG
Über soziale Netzwerke werden auch politische Gegner attackiert. Oft geschieht dies anonym mittels Fake-Profilen. Mit gezielten Shitstorms oder durch Hasskommentare versucht die rechte Szene, kritische Stimmen mundtot zu machen oder Menschen das Gefühl zu geben, sie seien unerwünscht. Auch bei schweren Straftaten wie Gewaltverbrechen der Szene oder Rechtsterrorismus spielt das Netz eine Rolle. Geheime Gruppen organisieren sich im Vorfeld ihrer Straftaten über Messenger-Dienste, und im Nachgang werden Manifeste im Netz verbreitet oder die Taten verherrlicht.

INTERNET DIENT FINANZIERUNGSZWECKEN
Das Netz ist auch eine wichtige Einnahmequelle für die rechte Szene. Durch Spendenaufrufe in sozialen Netzwerken verdienen rechtsextreme Influencer ihren Lebensunterhalt oder es werden Aktionen finanziert. Über eigene Onlineshops werden Kleidung, Musik und andere Produkte verkauft, womit ausgiebig rechtes Merchandising betrieben und Geld für die Szene generiert wird.

1. VORBEREITUNG DES AUSSTELLUNGSBESUCHES / EINFÜHRUNG IN DAS THEMA

Unterschied: Web 1.0 und Web 2.0?
Wie treten Rechtsextreme im Netz und den sozialen Netzwerken auf? Gibt es Unterschiede?
Arbeitsgruppen bilden und im Netz recherchieren.
(Als eine Informationsquelle hierfür könnten das Faltblatt „Achtung Hinterhalt“ (siehe Portal „lehrer-online“ https://www.lehrer-online.de/fokusthemen/extremismuspraevention/medien-zwischen-information-und-manipulation/arbeitsmaterial/am/achtung-hinterhalt-rechtsextreme-manipulieren-im-social-web-mit-nachrichtenseiten/ – eine einmalige, kostenlose Registrierung ist notwendig) und das Informationsheft „Liken. Teilen. Hetzen.“ Der Amadeu Antonio Stiftung >> https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/liken.teilen.hetzen.pdf dienen)



2. NACHBEREITUNG DES AUSSTELLUNGSBESUCHES

Erarbeiten: Was tun gegen Rechtsextremismus im Internet? https://www.belltower.news/was-konkret-tun-gegen-rechtsextremismus-im-internet-31162/

Was kann Karim tun, wenn er von Neonazis im Chat angepöbelt wird? Warum soll Laura etwas gegen ein rassistisches Profil in einer Community unternehmen? Mit diesen und anderen Fragen setzt sich eine jugendliche Clique in der Broschüre „Klickt’s? – Geh Nazis nicht ins Netz!“ auseinander. Anhand konkreter Beispiele, die vielen Jugendlichen aus dem Internet vertraut sind, wird spielerisch aufgezeigt, wo im Netz Gefahren lauern, wie die rechtliche Lage ist und was jede und jeder Einzelne tun kann, um Neonazis nicht ins Netz zu gehen. Ob allein oder in der Gruppe – niemand muss tatenlos zusehen, wenn im Chat diskriminiert wird oder menschenverachtende Videos in der Klasse kursieren. In: Jugendschutz-net: Klickt´s? Geh Nazis nicht ins Netz >> http://www.jugendschutz.net/fileadmin/download/pdf/Klickts.pdf

Was kann Rechtsextremismus im Internet für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie bedeuten? Kommunikation und Kultur wird gezielt von Rechten verändert, um ihre politischen Absichten umzusetzen. Das kann schlimme Gewalttaten zu Folge haben, wie die rechtsextremen Anschläge in unter anderem in Halle (2019) und Hanau (2020). Dazu die Broschüre „Rechtsextremismus. Digitale Hasskulturen und ihre Folgen“ vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg: https://ifsh.de/file/publication/Policy_Brief/19_03_Policy_Brief.pdf

Praxisbeispiel
Hennen, Wendel (2013): Rechtsextremismus im Internet. Eine Web-Quest für einen Geschichte-Zusatzkurs in der Jahrgangsstufe 13. In: Glaser, Stefan / Pfeiffer, Thomas (Hrsg.): Erlebniswelt Rechtsextremismus. Menschenverachtung mit Unterhaltungswert. Hintergründe – Methoden – Praxis der Prävention. Schwalbach/Ts., S.220-222. >> http://www.vielfalt-mediathek.de/mediathek/3379/erlebniswelt-rechtsextremismus-menschenverachtung-mit-unterhaltungswert-hintergr.html


Und hier drei verschiedene Policy Brief‘s des Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg, die zu Erscheinungsform und Umgang mit Rechtsextremismus im Internet informieren: