Rechtsextremismus in der Kommune
Rechtsextremismus in der Kommune
Rechtsextreme Vorkommnisse in der Kommune bergen zahlreiche Herausforderungen. Oftmals zeigen sich verschiedene Akteure betroffen oder alarmiert: kommunale Institutionen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit, die Kirchengemeinde, Vereine, Bürgerinitiativen. Dies erfordert einen multiprofessionellen Blick auf die Ereignisse. Eine Herausforderung stellen insbesondere im ländlichen Raum die engen Beziehungsgeflechte dar: „Man kennt sich“ und somit auch den vermutlichen Rechtsextremisten oder den rechtsaffinen Jugendlichen - aus der gemeinsamen Schulzeit, über die Eltern, aus dem Verein oder aus anderen persönlichen Bezügen.
Methoden
1. BESONDERE MERKMALE DES BERATUNSRAUMS KOMMUNE
Beziehungsgeflechte im ländlichen Raum müssen bei Beratungsprozessen berücksichtigt werden, wenn es gelingen soll, dass die Menschen im Gemeinwesen selbst auf Dauer einen belastbaren Umgang mit rechtsextremistischen Vorkommnissen finden.
Weiterhin sind Kenntnisse der rechtsextremen Szene relevant. Berater/innen können eine Einschätzung des Umfelds oder der Region geben, um zunächst die Gefahrenlage richtig einzuschätzen und mit der Kommune entsprechende Handlungsstrategien zu entwickeln. Bei Bedarf kann eine umfassende Regionalanalyse (wie sie z.B. 2009 für den Schwalm-Eder-Kreis erhoben wurde) Grundlage für die Bestimmung vorrangiger Handlungsfelder sein, wie z. B. die Stärkung der Zivilgesellschaft oder der Schutz potentiell Betroffener.
Damit das Gemeinwesen und die Zivilgesellschaft nachhaltig - sei es intervenierend oder präventiv - Rechtsextremismus entgegentreten können, bedarf es einer guten Vernetzung. Ein professioneller Blick von außen kann helfen, Potenziale der Vernetzung zu identifizieren und konkrete Hinweise für Kooperationen zu geben. Diese reichen von der Hilfestellung bei der Etablierung eines "Runden Tisches" über die strukturelle Unterstützung bei der Gründung einer Bürgerinitiative oder professionelle Beratung bereits existierender Bündnisse und Kooperationen. Es gibt also nicht die eine Methode zur Bearbeitung von Rechtsextremismus in der Kommune - dafür ist das Themenfeld zu mehrdimensional und zu komplex.
2. METHODISCHE ANREGUNGEN
Einen ersten Überblick über Methoden und Handlungsfelder bieten die folgenden Hinweise:
- "Freiheit und Demokratie stärken Handlungsempfehlungen für Kommunen zum Umgang mit Rechtsextremismus" lautet der Titel einer Broschüre des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport mit zahlreichen Anregungen für Kommunen.
- Einen guten Überblick über verschiedene Handlungsfelder bietet das "Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus" der Friedrich-Ebert-Stiftung.
- Das Beratungsnetzwerk Rheinland-Pfalz hat verschiedene Planspielvarianten zur Simulation von verschiedenen potentiellen Vorkommnissen in Kommunen erprobt und weiterentwickelt. Informationen hierzu finden sich auf der Website des Beratungsnetzwerks.
Infos & Literatur
1. LITERATURHINWEISE
- beratungsNetzwerk hessen (Hg.) (2010): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Hessen
- beratungsNetzwerk hessen (Hg.) (2009): „Das ist Vielen gar nicht bewusst. Regionalanalyse zu rechtsextremen Einstellungen, Strukturen und demokratischen Potentialen im Schwalm-Eder-Kreis“.
- Born, Stephan/Reuter, Andreas (2013): „Jugendlichen Raum geben…“. Bürgerliches Engagement im Kontext der pädagogischen Arbeit mit rechtsaffinen Jugendlichen. In: Becker, Reiner/Palloks, Kerstin (Hrsg.): Jugend an der Roten Linie. Analysen und Erfahrungen mit Interventionsansätzen zur Rechtsextremismusprävention. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag, S. 36-71.
- Buchstein, Hubertus/Heinrich, Gudrun (Hrsg.) (2010): Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Demokratie und Rechtsextremismus im ländlichen Raum. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag.
- Hafeneger, Benno/ Seyfferth, Katharina/ Becker, Reiner (2014): Rechtsextreme Tendenzen bei Jugendlichen im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Im Auftrag des Kreistages und in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Familie, Jugend und Soziales. Philipps-Universität-Marburg.
- Landkreis Gießen. Jugendförderung (2014): Rechte Einstellungen und rechte Strukturen im Landkreis Gießen.
2. FILME UND MEDIEN
- Panorama – Die Reporter (29.11.2016): Im Nazidorf >> http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/Im-Nazidorf,panorama5828.html
Rollup
